Grußwort von Herrn Oberbürgermeister Christian Ude zum Ende des Ramadan

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An die muslimischen Gemeinden in der Landeshauptstadt München

Die Landeshauptstadt München sendet Ihnen, Ihren Familien und Freunden zum Ende des
diesjährigen Ramadan die besten Glückwünsche.

Ich möchte den muslimischen Vereinen in München und all ihren Mitgliedern in diesem Jahr an allererster Stelle danken! Sie haben in Ihren Verbänden eine Sammelaktion für die Opfer der Flutkatastrophe in Bayern durchgeführt, mir den Scheck überreicht und mich gebeten, dafür zu sorgen, dass das Geld notleidenden Familien zu Gute kommt. Dafür meinen herzlichen Dank und Sie können sicher sein, dass Ihre Hilfe ankommt!

In diesem Jahr rücken die muslimischen Vereine in München und die Landeshauptstadt noch weiter zusammen. Um die Stadtverwaltung und ihre muslimischen Bürgerinnen und Bürger noch näher ins Gespräch zu bringen, organisiert der Muslimrat München e.V. gemeinsam mit der Stelle für interkulturelle Arbeit eine Besuchsreihe in Münchner Moscheen.

Seit Januar besucht eine Delegation bestehend aus dem Muslimrat, einem Mitarbeiter des 3. Bürgermeisters, dem Leiter des Amtes für Wohnen und Migration sowie einer Vertreterin der Stelle für interkulturelle Arbeit die Münchner Moscheegemeinden. Dies ist ein gewaltiges Vorhaben, gibt es doch weit über 40 Moscheevereine in der Stadt. Durch die Besuche soll gegenseitig weiter Vertrauen aufgebaut werden, aktuelle Themen besprochen und Ideen für die weitere Zusammenarbeit entwickelt werden. Die Termine werden vom Muslimrat e.V. koordiniert.

Wenn es noch Vereine gibt, die einen solchen Besuch wünschen, mögen sie sich bitte mit dem Vorsitzenden des Münchner Muslimrates, Herrn Sokol Lamajj (per E-Mail: sl@muslimrat-muenchen.de) in Verbindung setzen. Als ein Ergebnis der bisherigen Gespräche wird in diesem Jahr das Ramadangrußwort auch direkt an die Münchner Vereine geschickt werden, da mitgeteilt wurde, dass das Grußwort offenbar bisher nicht alle Angesprochenen erreicht hat. Im Laufe des Jahres wird die Stadt mit dem Muslimrat überlegen, wie mit den Ergebnissen der Besuchsreihe konkret umgegangen werden kann.

Themen, die bereits häufiger vorgetragen wurden, sind beispielsweise eine muslimische (Notfall-) Seelsorge in Krankenhäusern, Gefängnissen und anderen Einrichtungen oder etwa die Ausgestaltung muslimischer Bestattungen sowie Raumbedarf von Vereinen.

Ein starkes Miteinander, das von Vertrauen, gegenseitigem Respekt und gegenseitiger Anerkennung geprägt ist, ist notwendiger denn je. In den letzten Monaten versucht die Partei „DIE FREIHEIT“ überall in München Unterschriften gegen das geplante ZIE-M Zentrum für Islam in Europa, München, zu sammeln. Geprägt durch Vorurteile und Unverständnis gegenüber Muslimen wird versucht, in unserer Stadt Stimmung gegen einen Teil unserer Gesellschaft zu schüren.

Seit März 2013 steht die FREIHEIT unter Beobachtung des bayerischen Verfassungsschutzes, da sie „(…) pauschale Ängste vor Muslimen (…) schüren und sie aufgrund ihres Glaubens als Feinde des Rechtsstaates (…) verunglimpfen. Dadurch werden die Religionsfreiheit, die Menschenwürde und der Gleichbehandlungsgrundsatz als Kernbestandteile unserer freiheitlichen demokratischen Rechtsordnung verletzt.“ (Pressemitteilung Nr. 139/13 des Bayerischen Innenministerium vom 12.04.2013). Es ist wichtig, gemeinsam gegen diese Verunglimpfung vorzugehen.

Wie wichtig es ist, bereits den Anfängen zu wehren und aufmerksam zu sein, wird zudem anlässlich des in München stattfindenden Prozesses gegen den rechtsradikalen NSU offenbar. Zehn Menschen wurden ermordet, davon zwei in München, weil sie anders aussahen und eine andere Herkunft hatten.

Das Entsetzen über diese Taten ist groß und wir alle hoffen, dass das Gericht die Taten und Hintergründe aufklären kann. Zum Prozessauftakt hatte ein breites Bündnis von über 200 Gruppierungen zu einer friedlichen Demonstration gegen rechtsextreme Gewalt in München aufgerufen. Tausende, darunter viele Muslime, waren der Einladung gefolgt und gaben ein eindrucksvolles Signal für eine solidarische Stadt.

Ich hoffe, dass Sie auch in diesem Ramadan viel Zeit für Ihre Familien hatten und auch immer wieder die Gelegenheit fanden, gemeinsam mit Nachbarinnen und Nachbarn ins Gespräch zu kommen. Ich weiß, dass es in der Zeit des Ramadan zu vielen Begegnungen zwischen christlichen und muslimischen Gemeindemitgliedern, zwischen den Geistlichen beider Religionen, zwischen Eltern und Lehrerinnen und Lehrern und zwischen Behörden und muslimischen Vereinen kommt.

Dies ist ein guter Brauch und ich hoffe, dass sich diese Zeit des Dialogs weit über die Zeit des Ramadan hinaus aufrechterhalten lässt. Wir brauchen ein stetiges und beständiges Miteinander, das von gegenseitiger Akzeptanz geprägt ist.

Gemeinsam wird es uns gelingen, rechtspopulistischen und islamfeindlichen Tendenzen in unserer Gesellschaft mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten. Die Landeshauptstadt München ist und bleibt eine weltoffene Stadt.

In diesem Sinne noch einmal die besten Wünsche zum Ende des Ramadan.

Ihr
Christian Ude